Konzept zur künstlerischen Arbeit

Ein Tiefergehen in das Erfahren der Dinge ist der innere Antrieb meiner künstlerischen Betätigung. Bei meinem Vorgehen wechseln sich Phasen der Kontemplation, des spielerischen Experimentierens und des Analysierens ab.

Während des Studiums wurde mir deutlich, dass ich mich besonders zu Techniken hingezogen fühle, bei denen Umkehrprozesse ( positiv - negativ ) auftreten: Fotografie, Abformtechniken, Druckgraphik.

Als Linkshänderin erlebe ich die kulturelle Welt oft als seitenverkehrt und orientiere ich mich daher verstärkt nach den Himmelsrichtungen, was mich zu einem besonderen Raumbewusstsein führt. So gelangte ich auch auf Wanderungen, die ich sehr gern unternehme, wohl zwangsläufig zu den Themen meiner Arbeit.

Bewusst habe ich mich der Verwendung mit der Hand formbarer, sinnlicher Materialien zugewandt. Das Material verstehe ich als einen Partner, auf dessen Eigenschaften und Kräfte ich eingehen und die ich nutzen kann.

 

Bildhauerei

Thema: „Modellobjekte“

Ab ca. 1994 begann ich mich innerhalb meines Studiums mit topographischen Formen und Strukturen auseinanderzusetzen. Ebenso beobachtete ich, daß beim bildhauerischen Formen von Materialien oft reizvolle Zwischenergebnisse entstanden, die Anklänge an Landschaftsformen hatten.

Ausgehend vom Genre der Landschaftsmalerei, die einen Landschaftsausschnitt als Anlaß zur Bildgestaltung wählt, entwickelte ich mit den Modellobjekten eine Form kleinformatiger Landschaftsbildhauerei.

Hierfür wählte ich das Material Gips. Da Gips traditionell als Material für Modelle verwendet wird, verweist es in die Dimension der Ideen und Vorstellungen. Durch seine eigene stark auf das Licht bezogene sinnliche Qualität verweist Gips aber auch auf das Objekt selbst.

 

Thema : „Erdschnitte "

Für meine besonders durch Steinbrüche inspirierte Arbeit „Erdschnitte" habe ich den Schwerpunkt auf Geheimnisse des Erdinneren gelegt. Bei den Gipsobjekten interessiert mich besonders der Raum in der Plastik.

Die einzelnen Gipssäulen haben eine Grundfläche von 24 x 30 cm² und sind zwischen ca. 155 cm und 170 cm hoch. Die Färbung ist ausschließlich durch die Verwendung und Mischung unterschiedlicher Gipssorten entstanden.

Die Öffnungen in den Gipsteilen sind so gestaltet, dass den Innenräumen geringe Lichtmengen zugeführt werden. Die BetrachterInnen müssen dicht an das Objekt herangehen und sich Zeit lassen, damit das Auge sich an die Dunkelheit gewöhnen kann. Doch selbst dann erschließen sich die Räume nie auf einen Blick. Erst durch die Aktivierung des Vorstellungsraumes kann bei den BetrachterInnen ein Bild des Raumes entstehen.

 

Thema: „Ergänzfindlinge“

Die Vorgehensweise bei dem Arbeitsthema „Ergänzfindlinge“ hat sich aus meiner Art, Steine zu behauen entwickelt:

Ausgehend von der vorgefundenen Form gestaltete ich einen Teil des Steines durch Behauen so, dass im Zusammenklang des bearbeiteten und unbearbeiteten Teils des Steines meine Deutung des Hauptakzents der vorgefundenen Form ablesbar wurde.

Bei meinen Wanderungen im norddeutschen Raum wurde mein Interesse für Findlinge geweckt. Dabei reizten mich besonders solche Steine, die durch die Eiszeiten geschliffen, aber auch wieder gebrochen waren.

Diese bruchstückhaften Findlinge regten mich dazu an, Steine nicht zu behauen, sondern auf ihre Form mit einer Ergänzung zu reagieren.

 

Thema „Gebäude“

Die Arbeiten der Reihe „Gebäude“ bilden eine Fortführung des Themas „Ergänzfindlinge. Hier arbeite ich überwiegend mit Steinen, die ich von Abrissgrundstücken geborgen habe. Der urbane Fundort brachte mich dazu, architektonische Formelemente in die Formfindung mit einzubeziehen. Hier reizt es mich die Bruchstücke so zusammen zu fügen, dass Assoziationen zu organischen Wohneinheiten entstehen.

Wie bei den Erdschnitt stehlen ist nicht nur die Präsenz der Plastik im Raum von sondern auch der Raum in der Plastik Bedeutung, der je nach Lichteinfall und Tageszeit von unterschiedlichsten Grautönungen bestimmt wird.