Bergnot am Lagginhorn

 

Die drei Hohen der Weißmies-Gruppe

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  Blick vom Gipfel des Lagginhorns Richtung Weißmies 

  Gipfelfoto  

  Blick auf Monte Rosa  

  Blick vom Gipfel des Lagginhorns Richtung Fletschhorn  

 

Wieder sind wir nur zu zweit! Es ist nicht leicht, drei Bergkameraden terminlich unter einen Hut zu bringen. Im Sommer 2002 war ich mit Holger unterwegs, den ich genauso wie meinen Bergkameraden Frank über meine Alpen-Homepage kennen gelernt habe. Die Besteigung des Lagginhorns (4010m) soll Frank und mir im Sommer 2003 als Akklimatisation für eine Tour auf der italienischen Seite des Monte Rosa-Massives dienen. 

Frank war im Vorjahr mit einem Bergführer auf dem Montblanc und möchte dieses Jahr seine ersten privaten Bergtouren mit mir durchführen. Es geht mit einem Akklimatisationsanstieg von Saas Grund zu den Weißmieshütten (2750m) los. Wie es mein Bergkamerad Wolfgang mir beigebracht hat, erkundigen Frank und ich am Vorabend ein Stück des Weges, um morgens im Dunkeln den richtigen Weg zum Lagginhorngletscher zu finden. In der Nacht hat Frank Asthma-Probleme und atmet unruhig. Am nächsten Morgen überqueren wir den kleinen Lagginhorngletscher. Es sind viele Touristen mit oder ohne Bergführer und angeseilt oder nicht angeseilt unterwegs. Alle schnallen ihre Steigeisen für die kleine Gletscherüberquerung an. Am Ende der Überquerung steigen wir auf ein kleines Plateau, welches sich auf dem Lagginhorngrat befindet, an. Kurz danach gibt Frank auf. Wir verabreden, dass ich allein weitergehe und Frank auf mich wartet. Als ich mir im Jahr zuvor eine Erkältung eingeholt hatte, hat mein Bergkamerad Holger das Lagginhorn von den Weißmieshütten aus ganz allein bestiegen. Es waren damals keine anderen Touristen unterwegs. Ich wundere mich darüber, dass er allein den Weg so gut gefunden hat. Nachdem ich eine mäßig schwierige schief geneigte Platte überstiegen habe, die man normalerweise nach rechts überquert (ich stieg geradeaus rüber), folgt kurze Zeit später noch eine kleine senkrechte zwei bis drei Meter hohe aber gut griffige Kletterstelle. Hätte ich dort keine andere Touristen gesehen, würde ich nicht auf die Idee gekommen, dort rüber zu steigen. Als ich mir den Rückweg einprägen will, bringt es mich etwas durcheinander, dass nun jeder seinen eigenen Weg zum luftigen Gipfel geht. Ich warte im Abstieg deshalb ab, bis ich einer anderen Gruppe sicher bis zu dieser Kletterstelle zurück folgen kann. Kurz nachdem ich die schief geneigte Platte im Abstieg nun auf dem richtigen Weg runtergeklettert bin, kommt mir mein Bergkamerad Frank auch schon entgegen. Ich winke, bin einen Augenblick unkonzentriert, und prompt tritt ein altes Knieproblem, welches ich schon bei der Bundeswehr hatte, auf. Ich muss den restlichen Weg zurückhumpeln. Frank geht immer ein kleines Stück voraus. Wir befinden uns auf dem kleinen Plateau des Lagginhorngrates. Frank zeigt mir an: Links führt der Weg weiter. Ich gehe noch ein kleines Stückchen. Dann fällt mir auf: Irgendetwas stimmt hier nicht. Ich rufe nach Frank, aber ich erhalte keine Antwort. Ich drehe mich um und sehe einen großen Steinmann. Eine Frau geht dort links mit einem Hund vorbei. Ich gehe zurück zu diesem Steinmann. Wo aber ist Frank? War er nicht schon zu weit rechts, als er nach links abbog? Ich steige vom Steinmann aus zum Lagginhorngletscher hinab. Frank ist auch hier nicht zu sehen. Ist er allein zum unteren Ende des Lagginhorngletschers gestiegen? Ich steige bis zur Mitte des Gletschers hinunter. Ich stehe unterhalb einer Wand, die zum Gletscher abbricht. Oberhalb dieser Wand taucht jemand auf. „Frank? Wo kommst Du denn jetzt her?“ Frank versteht mich. Ich verstehe Frank aber nicht. Im Vorjahr war ich im Abstieg vom Fletschhorn (3992m) zu weit nach rechts geraten. Holger rutschte im Abstieg vom Fletschhorn auf dem Schneehang, den man von den Weißmieshütten aus sehen kann, aus und zog sich bei der unfreiwilligen Abfahrt im geröllhaltigen Schnee eine große Schürfwunde am Arm zu. Da wir kein Verbandszeug dabei hatten, eilte Holger auf dem schnellsten Weg allein zur Hütte voraus, wo er verarztet wurde. Ich folgte allein einer falschen Schneespur, die mich in eine Moränenpampe mit kleinen Felsspalten führte. Hätte ich mich weiter links gehalten, wäre ich über eine Gratrippe des Lagginhorns zur Hütte zurückgekehrt. Leider hatten wir den Weg am Tag zuvor nicht erkundet, und morgens stiegen wir im Dunkeln auf. Nun befand ich mich am Bach unterhalb dieser Gratrippe. Der Bach fließt zur Mittelstation der Hohsaas-Seilbahn. Kurz vor dem Beginn eines Gewitters sah ich die Hütten hinter dieser Gratrippe hervorlugen und kehrte so einen anderen Weg zu den Hütten zurück. Was kann Frank aber nun tun? Er steht im losen Geröll und findet keinen Weg zurück. Da Frank auf dem Plateau am Lagginhorngrat zu spät nach links abgestiegen war, hatte er den Einstieg zum Gletscherende verpasst und befindet sich nun oberhalb einer Steilwand über dem Gletscher. Der Einstieg zum Gletscherende ist auch durch eine Wand, die zum Plateau auf dem Grat oberhalb des Lagginhorngletschers führt, wo Frank der falschen Wegspur gefolgt ist, versperrt. Zur Moräne unterhalb des Gletschers hinunter sieht es auch nicht gut aus. Wir rufen schließlich einen Hubschrauber herbei, der gerade über uns hinwegfliegt, und schon im Einsatz war. Frank hat einen vom Alpenverein versicherten Helikopterflug zu den Weißmieshütten gewonnen! Anders als bei Holger und mir im Vorjahr ist für Frank und mich der Bergurlaub für dieses Jahr zu Ende. Holger hatte nach dem Fletschhorn von den Weißmies-Hütten aus noch allein das Lagginhorn und einen Tag später mit mir die Weißmies (dem Hauptgipfel der Weißmies-Gruppe, 4017m), dessen Besteigung meistens gut gespurt ist (es war meine zweite Weißmies-Besteigung), bestiegen. Auf ein besseres Gelingen im nächsten Jahr!