| Qualitätsmanagement 
 
Qualität ist eine Eigenschaft, die zumeist erst wahrgenommen wird, wenn
 sie fehlt. Aber das sind nicht alle Probleme mit der Qualität. Es
 fällt den meisten Menschen außerordentlich schwer zu beschreiben,
 was sie unter Qualität verstehen. Ist ein gewisses Niveau erst einmal
 erreicht, so wird dies schnell selbstverständlich und die Anforderungen
 werden höher gesteckt. Dies alles macht deutlich, dass die
 Qualität eines Produktes abhängig von dessen Nutzern ist. 
 Es dürfte hieran ebenso deutlich geworden sein, dass das Erreichen
 von Qualität nicht als einmaliges Vorhaben zu sehen ist, sondern als
 ständiger Prozess angelegt werden muss. Dies ist keine neue
 Erkenntnis, wie schon die DIN-Normen 55350 für das Qualitätswesen
 und die DIN EN ISO 9000 Normenreihe zeigt.
 
  Vor dem Anstoß 
 
 Im europäischen Wirtschaftsraum hat sich bisher keine besondere
 Qualitätskultur gebildet. Als erste betriebswirtschaftliche Ziele werden
 die Senkung der Kosten und die Erhöhung des Profits gesehen.
 Qualitätsverbesserungen spielen zumeist nur dann eine Rolle, wenn sie diesen
 Zielen dienlich sind. Es ist daher nicht verwunderlich, dass viele Manager
 dem Thema Qualität ratlos gegenüberstehen und es eher unter den Tisch
 kehren, anstatt es konstruktiv anzugehen.
 
 Aber Qualität rechnet sich auch, wenn sie von vornherein als wichtiges
 Ziel definiert ist. Dann werden alle Ergebnisse so erstellt, dass
 aufwendige Änderungen im Nachhinein nicht mehr nötig sind. Teuer
 wird Qualität nur dann, wenn sie gegen Ende eines Projektes - nachdem
 das Kind in den Brunnen gefallen ist - eingebaut werden soll.
  
 Es gibt kein Kochrezept nach dem man vorgehen kann und Produktqualität
 entsteht, aber es kann vieles getan werden, um Qualität zu fördern.
 Qualität zu fördern heißt aber vor allem: zufriedene Kunden
 zu haben und mit motivierten Mitarbeitern kostengünstiger zu produzieren.
 Und so stellt sich auch der wirtschaftliche Erfolg ein.
  
 Natürlich gibt es ein Schema für den Prozess Qualität zu
 erzeugen bzw. zu fördern. Aber dieser Prozess führt zu nichts,
 wenn die Einstellung zur Qualität nicht stimmt. Daher sind mindestens
 nachstehende Voraussetzungen zu schaffen:
  
  Eine klare Qualitätsvision ist zu definieren und dem Prozess
      zu Grunde zu legen, um die Konzentration aller Beteiligten auf
      die neuen Werte zu ermöglichen.
  Qualität wird vom Abnehmer festgelegt, daher muss man sich von
      der nach Innen, auf die organisatorischen Bedürfnisse gerichteten
      Orientierung lösen und die Bedürfnisse des Kunden und dessen
      Wünsche in den Vordergrund stellen.
  Die Beteiligung aller am Qualitätsprozess ist zu fördern.
      Das ist nicht nur das Projektteam, sondern auch Zulieferer und vor allem
      die Abnehmer. Die Zulieferer können alle Fachabteilungen eines
      Unternehmens oder beauftragte Dienstleister sein. Die Abnehmer sind die
      Nutzer eines Angebotes und diese werden sich oftmals gerne an der
      Verbesserung beteiligen.
  Um etwas zu verbessern müssen Probleme auf den Tisch. Daher müssen
      problemfördernde Fähigkeiten gestärkt werden. Die Lösung
      eines Problems liegt nicht in der Bestrafung des Überbringers der
      schlechten Nachricht.
  Wenn der Ball erst einmal am Rollen ist, ist darauf zu achten, dass
      diese Dynamik beibehalten wird und werden kann.
  Jeder fange bei sich an und gehe mit gutem Beispiel voran.
   Qualitätsplanung 
 
 Wer etwas Bestimmtes vorhat, überlegt sich vorher, wie er das
 gewünschte erreicht. In manchen Fällen muss man sich sogar
 überlegen, wie man erkennt was man erreichen wollte. Und dies ist bei
 der Qualität fast immer der Fall.
 
 Mit der Vision im Hinterkopf, werden die Ziele definiert. Es sollten nicht
 zu viele sein, mehr als fünf ist selten praktikabel. Für jedes Ziel
 muss klar sein, wie die Zielerreichung gemessen werden kann. Geht dies
 nicht, dann sollten Unterziele gebildet werden und zwar bis gemessen werden
 kann. Aber Achtung: Nicht zu viele Ziele!
  
 Jetzt da bekannt ist wo man hin will, wird daran gegangen die Maßnahmen
 zu planen, die erforderlich für die Zielerreichung sind. Des Weiteren
 müssen auch die Messaktivitäten geplant werden, um den
 Zielerreichungsgrad zu gegebener Zeit erkennen zu können.
  
  
  
   | Ziel | Maß | Maßnahme | Messung | Termin |  
   | Häufige Wiederkehr der Besucher, im Durchschnitt einmal pro Woche
 | Anzahl der Besuche eines Nutzer pro Monat | 
     wöchentlich wechselndes Angebot
     aktuelle Informationen für die Region
     | 
     Regelmäßige Befragung der Besucher
     Protokollierung und Auswertung der Zugriffslogs
     | monatlich |  
   | Fehlerfreiheit | ... | ... | ... | ... |  
 Aus den Maßnahmen und Messungen werden Aufgaben für die
 Teammitglieder gemacht und die Arbeiten am Inhalt und der Qualität
 können angegangen werden. Projekt- und Qualitätsmanagement gehen
 Hand in Hand.
  
 Ziele werden (hoffentlich) irgendwann erreicht. Dann kann das Ziel
 fallengelassen und durch ein neues ersetzt werden, die Qualitätsplanung
 setz neu auf. Allerdings sollten auch alte Ziele sporadisch geprüft werden,
 ob das ursprüngliche Ziel denn noch gehalten wird.
  Qualitätsbewertung 
 
 Vorbereitung:Einige vorbereitende Arbeiten können für ganze Testreihen
 durchgeführt werden, z.B. die Erstellung von Fragebögen, andere
 wiederum müssen vor jedem Test neu erarbeitet werden. Zu den Vorbereitungen
 gehört auch, dass für kontinuierlich zu erhebende Daten, z.B.
 Zugangsprotokolle, die erforderlichen Routinen zur Datenerhebung zur
 Verfügung stehen.
 
 Prüfung:Prüfungen beziehen sich auf die erzeugten Ergebnisse im Projektverlauf
 oder Erzeugnisse in der Produktion. Für das Projekt sind durch den Plan
 entsprechende Meilensteine festgelegt, an denen Untersuchungen der Ergebnisse
 vorgenommen werden. Was aber sind die Erzeugnisse eines Internetservers? Es
 handelt sich hierbei um das Informationsangebot und die Dienstleistungen die
 erbracht werden soll. (Das Informationsangebot ist bereits im Projektverlauf
 untersucht worden.) Hier kann z.B. geprüft werden wie gut die
 Reaktionszeiten auf Anfragen sind oder wie gut der Service ist.
 
 Messung:Sofern die Messungen nicht kontinuierlich verlaufen, z.B. das Schreiben der
 Log-Dateien, müssen diese zu den vereinbarten Terminen durchgeführt
 werden. Werden Anwenderbefragungen gemacht, so sind diese einzuführen und
 zu betreuen. Auch die Ergebnisse der Prüfungen können messend
 untersucht werden, z.B. die Anzahl HTML-Fehler auf einer Seite, sofern dies
 als Ziel definiert wurde.
 
 Auswertung:Nur selten sind die erhobenen Daten direkt im Sinne eines Zieles zu interpretieren,
 normalerweise müssen die Daten zusammengefasst und aufbereitet werden,
 um die gewünschten Qualitätsmerkmale zu beschreiben. Des Weiteren
 gehört zur Auswertung auch das Herleiten von Gründen, warum ein
 Zielerreichungsgrad so ausgefallen ist und nicht anders, und was getan werden
 kann, um wieder auf Kurs zu kommen oder ein Abrutschen zu verhindern.
  Qualitätslenkung 
 
 Hier nun wird steuernd in das Geschehen eingegriffen und Maßnahmen
 eingeleitet, die die Bestrebungen um Qualität auf Kurs halten. An dieser
 Stelle könnte es Konflikte mit dem Projektmanagement geben, wenn - was ich
 nicht hoffe - die Verantwortung für die Qualität in separate Hände
 gelegt worden ist.
 Verantwortlich für Qualität sind Alle!
 
 Bereits bei der Bewertung der Prüfungen und Messungen sind erste
 Maßnahmen erarbeitet worden. Hier geht es nun darum diese im Gesamtplan
 zu verankern und allen Beteiligten mitzuteilen. Das Beste wäre wenn alle
 hieran mitarbeiten, dann fühlt sich auch jeder mitverantwortlich. Leider
 ist dies nicht immer möglich und auch nicht immer sinnvoll. Die Folgerungen
 aus der Qualitätsbewertung können sich wie folgt niederschlagen:
  
  
  Sofortmaßnahmen:Wurden bei den Prüfungen Fehler gefunden, so sind diese umgehend
      zu beheben oder die fehlerhaften Produkte müssen "vom Netz"
      genommen werden.
 
  Planänderungen:Das vorzeitige Erreichen oder auch das erkennbare Nichterreichen von Ziele
      kann zur Folge haben, dass Projektaufgaben gestrichen werden
      können, modifiziert werden müssen oder neu hinzugenommen werden
      müssen.
 
  Änderungen der Zielvereinbarung:Sind Ziele erreicht worden, können diese gestrichen werden oder die
      Messlatte wird höher gelegt. Eventuell stellt sich auch heraus
      das ein Ziel so gar nicht erreicht werden kann, oder aber dass die
      Messung hierfür nicht aussagefähig sind. An dieser Stelle ist
      nicht ganz klar, in wie fern dies Teil der Lenkungsaufgabe ist oder ob
      nicht eine Neuaufnahme der Qualitätsplanung angebracht ist.
  Qualitätsförderung 
 
 Die Förderung der Qualität befasst sich mit Maßnahmen, die
 keinen direkten Einfluss auf ein konkretes Vorhaben haben, wohl aber sich
 positiv auf alle auswirken. Gemeint sind alle internen und externen
 Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung wie Schulungen, Belohnungssysteme
 oder Motivationsförderung.
 
 Es ist schwierig an dieser Stelle Patentrezepte zu erteilen, die in jedem Fall
 wirksam sind. Es ist immer abhängig vom jeweiligen Umfeld, ob eine
 Maßnahme wirkt oder nicht. Weiterbildung kann grundsätzlich nie
 schaden, aber ihre Wirksamkeit hängt davon ab, wie die Inhalte in das
 Tagesgeschehen transferiert werden können.
  
 Die Wirksamkeit von Qualitätszirkeln ist in der Literatur unumstritten, in
 der Praxis ist der Erfolg der Einführung sehr stark von der jeweiligen
 Unternehmenskultur abhängig. In die Unternehmenskultur passt auch
 nicht immer die Schaffung problemfördernder Fähigkeiten, obwohl unbezweifelbar
 Probleme und Fehler bekannt sein müssen um sie lösen zu können.
  Am Ball bleiben 
 
 Qualität ist kein einmaliges Geschäft, wenn es nicht am Leben gehalten
 wird, dann vergeht sie sehr schnell. Daher muss der Prozess am Laufen
 gehalten werden. Bis er so in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass
 er nicht mehr wegzudenken ist. Daher:
 
  
  Qualität zur Routine machen:Es ist sicherzustellen, dass das Qualitätsmanagement zu einer
      Routinearbeit für jeden Mitarbeiter wird. Qualität ist keine
      Sache nur für ein Projekt. Qualität kennt kein Ende.
 
  Zeit nehmen:Das Erreichte darf ruhig auch mal gefeiert werden. Es lohnt sich, sich
      die Zeit zu nehmen, das Erreichte genauer zu betrachten, bevor mit neuen
      Schritten ein noch höheres Niveau angestrebt wird. Vielleicht ist eine
      Besinnung auf die Langsamkeit am Ende ein besserer Anfang.
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