|  Exkurs: Höflichkeit im Internet
 
 
 Höflichkeit ist der Ausdruck für das respektvolle und tolerante
 miteinander Umgehen zwischen den Menschen. Ohne Höflichkeit sind menschliche
 Gemeinschaften nicht überlebensfähig und zerstören sich selbst über kurz,
 selten braucht es lang. Höflichkeit ist somit der Kitt der menschlichen
 Gesellschaft. In welchem Maße Höflichkeit gepflegt wird, bestimmt die
 Qualität der Beziehungen innerhalb einer Gesellschaft.
  
 Das Thema Höflichkeit wurde auch in der Newsgroup de.so.netzkultur.umgangsformen
 (www.deja.com/group/de.soc.netzkultur.umgangsformen)
 für das Usenet diskutiert. Herausgekommen sind dabei sieben Thesen, die
 wöchentlich in der Gruppe de.newusers.infos
 (www.deja.com/group/de.newusers.infos)
 von Adrian Suter (Stand: Dezember
 1999) plaziert werden. An dieser Stelle möchte ich diese Thesen aufgreifen,
 auf das gesamte Internet übertragen und aus meiner Sicht der Dinge
 kommentieren:
  
  
  Wie im realen Leben, so gibt es auch im Internet unterschiedliche
      Wertmassstäbe, was höflich und was unhöflich ist.Höflichkeit oder besser Umgangsform ist stets auch abhängig von der
      Umgebung in der sie eingesetzt wird, und somit von dem Ort, der
      Situation und den beteiligten Personen. Deshalb kann etwas was das eine
      Mal höflich oder akzeptabel ist, das andere Mal sehr unhöflich sein.
      Im Internet weiß man nie wer, wann, wo und unter welchen Umständen
      ein Beitrag gelesen wird, daher ist es so schwer es jedem recht zu
      machen.
 
  Höflichkeit im Internet ergibt sich aus allgemeinen
      Höflichkeitsregeln, ..., und internetspezifischen Höflichkeitsregeln,
      die sich aus dem Charakter, der Tradition und der Subkultur des
      Mediums ergeben.Umgangsformen in Subkulturen kehren oftmals das Untere zu Oberst. Dabei
      gilt da als besonders schick, was in der umgebenden Kultur (zu der man
      "sub" ist) als besonders unfein gilt. Höflich sein kann hier
      bedeuten, dass man unhöflich sein muss. Aber Vorsicht: Zeit und Ort
      verändern das Verhalten. Was heute z.B. in einer Newsgroup höflich ist,
      kann morgen vom gleichen Leser in einem anderen Zusammenhang als sehr
      Unhöflich aufgefaßt werden.
 
  Die Netiquette repräsentiert eine vergleichsweise strenge
      Auffassung in Bezug auf die Kriterien höflichen Verhaltens.Die Netiquette stellt den Versuch dar, allen Umgebungen des Internets
      gerecht zu werden. Wer sie anwendet sollte es demnach allen recht
      machen. Ganz klar: Das geht nicht. Aber es erhöht die Wahrscheinlichkeit
      die meisten Fettnäpchen des Internets zu umgehen.
 
  Viele Netiquette-Verstösse entstehen aufgrund der Unkenntnis über
      die Spezifika des Internet und über die verschiedenen Möglichkeiten,
      wie man am Internet teilnehmen kann.Wie im richtigen Leben tritt der am ehesten ins Fettnäpfchen der die
      geschriebenen und ungeschriebenen Regeln einer Gemeinschaft noch nicht
      gut genug kennt. Im Internet ist das nicht anders. Allerdings hat sich
      hier an vielen Stellen eine Subkultur gebildet, die mit den Erfahrungen
      aus dem echten Leben nicht immer voll zu erfassen sind. Dabei ist die
      Art und Weise wie jemand am Internet teilnimmt prägend dafür, was als
      lästig, störend und unhöflich betrachtet wird.
 
 
       
        Eine elementare Höflichkeitsregel im Internet sollte deswegen sein:
        
         Dazu gehört umgekehrt:Rücksichtnahme auf den, der auf andere Art am Internet teilnimmt.
         
         Geduld mit dem, der das Internet halt nur so kennt, wie er es
             selber nutzt.
         
  Hinweise über Netiquetteverstösse verlieren an Glaubwürdigkeit,
      wenn sie selbst die Netiquette nicht respektieren.Wer Andere zu einer veränderten Handlungsweise bringen möchte, muss diese
      vorleben. Wer also Anderen Verstöße gegen die Netiquette vorwerfen
      will, darf selbst nicht von der Netiquette abweichen, sonst wird er
      unglaubwürdig.
 
  Das Fehlen nonverbaler Kommunikationsmittel im Internet macht
      es nötig, auf Netiquetteverstösse entweder gar nicht oder aber
      explizit hinzuweisen.Der Höfliche übersieht eine Unhöflichkeit so, dass es der Unhöfliche
      nicht übersehen kann. Um dies zu tun fehlt im Internet der Kanal.
      Ingnorieren fällt zumeist nicht auf. Man kann also nur so unhöflich
      sein, jemanden direkt auf seine Unhöflichkeit hin anzusprechen. Die
      Katze beißt sich in den Schwanz! Daher finden sich immer wieder Leute
      die im Internet die Sau rauslassen, die sie sonst niemandem zeigen
      würden. Höflichkeit hin oder her, wo Freiheiten und Rechte mit Füßen
      getreten werden, hört die Toleranz auf.
 
  Höflichkeit ist wünschenswert, aber optional.Sicherlich muss jeder selbst wissen, ob er von anderen etwas will
      und demzufolge mit diesen respektvoll umgeht. Gezwungen werden
      kann keiner. Doch wer sich im Internet äußert, der will beachtet
      werden. (Wozu sonst tut er es?) Also ist jeder gezwungen sich so
      zu verhalten wie es der gewünschte Kommunikationspartner haben will,
      sonst verhallt der Schrei im Leeren.
 
 Wie dieser Exkurs über die Höflichkeit im Allgemeinen und im Internet speziell
 gezeigt haben dürfte, sind gewisse Umgangsformen auch in virtuellen
 Gemeinschaften unabdingbar. Und wie im richtigen Leben bedarf es einigen
 Geschicks die aufgestellten Fettnäpfchen zu umgehen.
  
 Aber deswegen sollte niemand verzweifeln, wie im richtigen Leben sucht man
 sich die Freunde und Bekannten, mit denen man am besten kann und die einem
 auch mal die eine oder andere Unzulänglichkeit durchgehen lassen.
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